Geschichte der Familie von Walthausen

Einige Auszüge aus dem Buch von Dr. Max Bär

(erschienen im August Lax Verlag 1929)

4. Die Weldihausen und Walthausen in den Städten (1).

Unter den Städten kommen als Ziel der Wanderung nur Hannover, Minden, Münder, Stadthagen, Bremen und schließlich vor allen Hameln in Betracht.

In Hannover erscheint erst 1698 ein Hans Michel Waldthausen als Häusling auf des Kammermmeisters Christiani Garten vor Hannover (2). Ein Henrich Welhusen im Jahre 1702 war Schuhmacher, der mit Gesellen arbeitete und Militärlieferungen hatte (3). Nach dem Kirchenbuche der Neustädter Kirche sind die Kinder einiger Frauen namens Walthusen in den Jahren 1729, 1735 und 1746 getauft und Katharine Marie Dorothea, Johann Henrich Jakob und Dorothea Elisabet genannt worden. Nach den Kirchenbüchern der ägidienkirche hat ein Andreas Waldhausen am 15. Oktober 1719 eine Ilse Margarete Bayers geheiratet. Ein Sohn von ihm, Heinrich Christian Joachim, und eine Tochter Katharina Sophie, wurden am 19.November 1720 bezw. am 22.April 1725 getauft. Andreas ist 1732 am 9.Juni still begraben. Seine Witwe heiratete am 10.Mai 1733 einen Heinrich Glehen. Und zu 1733 ist die Trauung eines zweiten Andreas Waldhusen in der Kreuzkirche verzeichnet.

Schon im 16.Jahrhundert erscheint die Familie einmal in Minden. Der Abt zu Minden belehnte 1558 einen Hameler Bürger Berend Staties mit Land vor Afferde und vor Hameln. An die darüber ausgestellte Urkunde hat der Bürger Hans Willinchusen zu Minden auf Bitte des Beliehenen "sein Ingesiegel oder Pitzier" gehängt und 1561 und 1565 besiegelt derselbe Hans Wellinckhausen die Lehnreverse eines Hans Bruns aus Afferde, desselben Hans Bruns, der von diesem seinem Pachtlehnland in Afferde ein Stück an den Kord Weldihusen zur Erbauung der Mühle abgetreten hat. In einer zweiten Abschrift der ersten Urkunde ist der Name "Welliehausen" geschrieben. Da die Urkunden nur in Abschriften erhalten sind, müssen wir auf die Kenntnis des Siegels leider verzichten (4). Aber der Zusammenhang dieses Mindener Bürgers mit der Familie in Hameln und Afferde liegt hier ganz besonders nahe. Er drängt sich auf. Das Siegel, das er geführt hat, kann nicht das Walthausensche Wappen gewesen sein, das der Kanzler Walthausen 1556 erst erwarb und 1558 selbst noch nicht führte. Dem seltenen Falle so früher Führung eines Siegels durch ein Mitglied der Familie begegnen wir nur noch ein einziges Mal, als im Jahre 1534 ein Hameler Bürger, auch Hans Welgehusen geheißen, einen Rentenverkauf mit seinem "rechten Ingesiegel" besiegelt hat. Die Urkunde liegt zwar in Ausfertigung vor. Das Siegel aber ist abgefallen (5). Es ist derselbe Hameler Ratsherr Hans, von dem oben in der Einleitung gesagt ist, daß er bald nach 1547 gestorben sein wird.

In Münder ist im Jahre 1546 Jost Wellihusen Bürger geworden und hat 6 Goldgulden gezahlt. Er war Ackermann, Bierbrauer und Mitglied der Brauergilde und Fuhrhalter. Seine Frau hieß mit Vornamen Katharina. Sie war eine Tochter des langjährigen Pächters des Steinhofs und Ratherren zu Münder Hans Büsing und der Margarete Schlüter, deren Vater Reinecke Bürgermeister in Münder und zuerst mit diesem Lehn belehnt war. Beide kauften 1567 vom Bürger Hans Koke ein am Hopfenmarkt belegenes Haus. Die Musterung vom Jahre 1585 gibt sein Alter, sicher falsch, auf 50 Jahre an, da er doch wenigstens 10 Jahre älter gewesen sein wird. In den städtischen Akten kommt er mehrfach vor, namentlich als Bürger für geleistete Urfehden. Zuletzt wird er 1591 genannt in der Reihe der Bürger, denen lederne Feuereimer in Verwahrung gegeben wurden. Hier wird er Jobst Welligehusen geschrieben (6).

*Nach einem Lehnbrief des Herzog Friedrich Ulrich über Güter zu Münder vom 30.April 1614 für Tileman Büsing, Syndikus des Kloster Loccum, waren Jobst und seine Frau damals schon tot. Denn es werden darin u.a. die Kinder von Tilemans verstorbener Schwester, Katharina Büsing, Frau des verstorbenen Jobst Wellihausen, nämlich Anna W., Frau des Hans Knollen, Margarete W., Frau des Melchior Hoyers, Agnete W., Frau des Erich Roterberg, und Elisabeth W., Frau des Cosmus Alves, aufgeführt. Diesen Personen oder richtiger deren Kindern begegnen wir auch in einem Lehnbrief vom 11.März 1699 über die gleichen Güter (7).* - Und auch 1660 wird eines Jobst Walthausen Witwe erwähnt als Besitzerin eines Anteils an der Fischbecker Stiftsländerei vor Münder (8).

In Stadthagen erscheint der erste Träger des Namens überhaupt. Im dortigen Stadtarchiv findet sich im ältesten 1382 aufgestellten Verzeichnis der sämtlichen damaligen Bürger von Stadthagen Herman Weldehusen aufgeführt. Später, 1592, ist ein Klaus Weldinghausen in Stadthagen Bürger geworden (9).

In Bremen endlich haben sich in den dortigen Kirchenbüchern zwei Einwohner des Namens Walthusen in der Zeit von 1658 bis 1668 nachweisen. Ein Nikolaus Walthusen hat dort zweimal geheiratet, in erster Ehe Anna Eden, Bernd Cords Witwe, in zweiter Ehe Margarete Wöhlen, Tochter eines Ernst Wöhlen. Mit der ersten ist er am ersten Advent (28.November) 1658 "proklamiert", mit der zweiten am 27.Januar 1661. Aus erster Ehe wurde ihm ein Sohn Kaspar am 20.Trinitatissonntage (16.Oktober) 1659 getauft. Dieser muß bald wieder gestorben sein; denn den ersten Sohn zweiter Ehe hat er wiederum auf den Namen Kaspar am ersten Adventssonntage (1.Dezember) 1661 taufen lassen. Die folgenden Kinder waren Ernst, Margarete und Gebbeke, die getauft wurden Okuli (22.März) 1663, am zweiten Sonntag nach Epiphanias (15.Januar) 1665 und am 5.Trinitatissonntage (21.Juni) 1668. - Der andere Walthusen hieß Hans, seine Frau hieß Engel. Sie ließen am elften Sonntage nach Trinitatis (9.August) 1657 und am 4.Advent (18.Dezember) 1659 die Söhne Johann und Hans Heinrich taufen. - Welchen Berufes diese beiden Walthausen gewesen sind, hat sich beim Fehlen von Einwohnerlisten aus jener Zeit in Bremen nicht feststellen lassen.

Anmerkungen:
  1. Die nachweisbar zur Verwandtschaft des Kanzlers gehörigen Mitglieder der Familie Walthausen werden hier nicht aufgeführt.^
  2. Hann.Des.76 c B b, Amt Langenhagen, Geldregister.^
  3. Kal.Br.Des.15 W 127.^
  4. St.-A. Münster, Handschr. VII 2705 und Stift S. Moriz-Simeon Gen.Nr.1.^
  5. Kal.Urk. Bonifazius-Hameln Nr.590.^
  6. St.-A. Hannover, Depositum Münder 1 Nr.1 und 4; 2 1; Hann.Des.76 c B b 37 Korn und Geldregister 1587.^
  7. St.-A. Hannover, Depositum Münder, Fach 81 Nr.8.^
  8. Verzeichnis in den Stiftsakten zu Fischbeck.^
  9. Burchard, das Stadtarchiv zu Stadthagen. Leipzig 1927/29.^