Geschichte der Familie von Walthausen

Einige Auszüge aus dem Buch von Dr. Max Bär

(erschienen im August Lax Verlag 1929)

5. Die Weldihausen und Walthausen in Hameln.

Die Mitglieder der Familie Wellihausen waren ihrer Herkunft entsprechend Ackerbauern. Ihre Verbreitung in die umliegenden Dörfer war daher größer als der Zuzug in die nahe gelegene Stadt Hameln, durch deren urkundliche überlieferungen wir freilich besser über die Zuzügler unterrichtet sind. Und von diesen Zuzüglern sollen hier nur die namhaft gemacht werden, die sich den "Agnaten und Blutsverwandten" des Kanzlers Jobst von Walthausen, also den unten zu behandelnden Linien der Familie Walthausen, nicht haben eingliedern lassen, weil eine Verwandtschaft nicht erwiesen werden konnte. Das schließt nicht aus, daß die Angeführten, namentlich soweit sie die verschiedenen älteren Formen des Namens Weldihusen führen und in das 16. Jahrhundert zurückreichen, von dem gemeinsamen Heimatort her mit der Familie verwandtschaftlich zusammenhängen. Es sollen ferner nicht aufgeführt werden die später der Hameler Besatzung zugehörigen Mitglieder der Familie des in Teil 4 Abschnitt 42 am Schluß genannten Brigadiers Johann Christof von Walthausen, eines natürlichen Sohnes Erichs von Walthausen.

Die Hauptquellen über die Einwohnerschaft von Hameln bilden die städtischen Steuerlisten, die sogenannten Schottbücher, und das in zwei überlieferungen vorliegende Stadtbuch genannt "de Brade", welches Ratslisten, Listen über Gewinnung des Bürgerrechtes und der Kauffahrt, also des Rechtes Handel zu treiben, und Listen über die Gewinnung der Braugilde durch neue Bürger enthält (1). Die Stadt ist für die hier in Betracht kommende Zeit des 15. bis 17.Jahrhunderts eingeteilt in Bauerschaften, in die Markt-, Oster- und Bäckerburschap. In den Schottbüchern sind die Namen der schoßpflichtigen Einwohner nach diesen Bauerschaften aufgeführt, nicht nach den Straßennamen. Erst eine genaue Kenntnis der Reihenfolge der Aufführungen vermag die Straßen, in denen die Einwohner ihre Häuser und Wohnungen hatten, zu ermitteln und erst eine fortlaufende Beobachtung der Höhe der Schoßzahlung und des Wechsels und der Aufeinanderfolge der Besitzer, die Art der Häuser - ob Brauhäuser oder Buden - und die späteren und heutigen Hausnummern festzustellen (2).

Der älteste, dem wir begegnen, ist ein Herman Welinghusen in der Zeit von 1448-1450. Nicht in den Schottlisten selbst und als Bürger wird er aufgeführt, sondern am Schlusse des Schottbuches vom Jahre 1448 in dem sogenannten "Afslach". In diesen Afslachlisten wurden zur Begleichung von Forderungen Schoßpflichtiger und anderer Leute an die Stadt entsprechende Abschläge vom Schott oder Auslagen des Kämmerers gebucht. Hier hat nun 1448 und 1450 der Stadtkämmerer Auslagen für Herman Welinghusen verzeichnet, und zwar 1448 die Ausgabe für einen "Rock". Er ist also Angestellter der Stadt gewesen, wie denn Kleidung und Kost damals ein wesentlicher Teil der Besoldung gewesen ist.

Erst ein Jahrhundert später, 1545, ist ein anderer Herman Weldihusen Bürger geworden. Er wohnte zu jener Zeit in der Marktbauerschaft (vielleicht Stubenstraße 34) und wird 1546 als Meister bezeichnet, war also Handwerker. Im folgenden Jahre 1547 wird ein Herman, wohl derselbe, in der Bäckerbauerschaft genannt. Ein anderer Herman, vielleicht ein Sohn des vorigen, vielleicht derselbe, gewinnt 1565 die Braugilde mit Anna Osterwald. Er wohnte in der Marktbauerschaft, hatte 1560 und 1564 ein Büdnerhaus und später, seit 1565, ein Brauhaus. Bis 1589 wird er aufgeführt, 1591 seine Witwe. Aber daneben wird 1572 und 1582 ein Herman in der Bäckerbauerschaft genannt und 1582 seine Witwe. In einem Zinsverzeichnis des Bonifaziusstiftes findet sich 1592 ein Herman Wellihausen in der Emmernstraße aufgeführt, ebenso 1600 und 1605 bis 1619 (3). Mit Sicherheit sind die Herman nicht auseinander zu halten, trotzdem auch sonst noch Nachrichten über sie vorliegen. Einer erscheint am 11.Januar 1558 vor dem Vogt und Richter Johann Hardagesen zu Hameln in dessen Gericht "vor dem Klingenstein" als Bürge für einen Urfehde schwörenden Mann aus Großberkel. Und 1564 verkaufte das Bonifaziusstift einen Stiftshof auf der Düntze zwischen Herman Wellihausens Hause und hinter Martin Schirmers Hofe bis an die Stadtmauer an den letzteren. Den Hof hatten bisher die Tuchmacher gegen Zins als Färbehaus benutzt (4). Zu dieser örtlichkeit, "die Dunst", hat von des Stiftes wegen Johann Fergel 1621 in einer Verhandlung erklärt, daß der ganze Platz von der Stadtmauer an bis an Herman Wellihausens Haus, das jetzt Haddensen bewohne, dem Kapitel erblich zustehe (5).

Eine Menke Wedehusen hat nach dem Buche "Brade" 1474 Kauffahrt und Bürgerschaft gewonnen. Ist der Name ungenau wiedergegeben, so ist immerhin möglich, in ihm ein Mitglied der Familie zu sehen. Die Zurückführung seines Vornamens auf Herman würde ihn zeitlich einfügen in die obige Zusammenstellung der Träger dieses Namens.

Am 23.November 1527 haben Tilke Dinslaken und Geske, seine Frau, an den Stiftsherrn Bartold Pennig und den Vikar Johann Hartwig eine Rente von ihrem Hause zwischen Johann Kustodis und Kord Nettelmeier in der Emmernstraße verkauft (6). über der Abschrift dieser Urkunde findet sich von späterer Hand die überschrift: "Tilken Dinslaken nunc Weldiehusen witwe". Tilke Dinslaken hat 1506 die Braugilde gewonnen mit Geseke Mönckehofes Tochter. Im Jahre 1546 ist sie in der Schoßrolle als "die Dinslakesche" bei einem Herman Boldermann wohnend aufgeführt. Wer der Weldiehusen gewesen ist, den sie nach 1546 geheiratet hat konnte nicht ermittelt werden.

Tonnies Welligehusen hat 1542 Kauffahrt und Bürgerschaft und mit seiner Frau Margarete, Pollitzen Monnichusen Tochter, in demselben Jahre die Braugilde gewonnen. Er hat nach den Schoßrollen 1546, 1547, 1557, 1560 in der Marktbauerschaft, vermutlich Fischpfortenstraße 3, gewohnt. Im Jahre 1560 ist er ohne Leibeserben verstorben. Er wurde nach Hameler Gebrauch von seiner Frau beerbt. In der Rolle von 1564 wird er also nicht mehr aufgeführt und nach der von 1565 wohnt Margarete von Monnichusen in der Osterbauerschaft. In einem Pachtverzeichnis des Bonifaziusstiftes von 1565 wird sie als Tonnies Weldehausen Witwe bezeichnet (7).

Das Schottbuch von 1547 nennt einen Kord Weldihusen mit einem Kreuzwerk in der Marktbauerschaft, vielleicht Stubenstr.10. Es ist die einzige Nennung dieses Kord.

Im Stadtarchiv zu Hameln befinden sich Akten, die den Handel eines Herman Schrader mit seinen Gläubigern behandeln. Unter diesen wird ein Henrich Wellihausen mit Darlehnen von 20,10 und 20 Talern aus den Jahren 1552 und 1554 aufgeführt und bei dem ersten Posten steht der Vermerk vom Jahre 1574, daß Hinrich darauf 4 Taler 1574 empfangen habe. Da auswärtige Gläubiger mit dem Wohnort angegeben zu werden pflegen, so ist dieser Heinrich in Hameln zu suchen und wohl derselbe, der 1566 Bürger geworden ist und in der Osterbauerschaft, vermutlich in der Kleinen Straße, gewohnt hat. An seiner Stelle steht von 1569 bis 1578 ein Joist Welligehusen, der 1565 Bürger wurde und vielleicht sein Sohn gewesen ist. Dieser Joist Welligehausen, der 1565 Kauffahrt und Bürgerschaft erwarb und 1569 in der Osterbauerschaft an Stelle Heinrichs aufgeführt wird, war verheiratet mit Ilsabe Tacke und hat von 1572 an, wie aus dem geringen Schoß zu entnehmen, bei seinem Schwiegervater Johann Tacke gewohnt. Er ist 1577 gestorben, denn Ende August erwirbt seine Witwe Ilsabe Tacke die Braugilde für sich allein. Noch 1588 wird sie in der Schottliste aufgeführt, 1589 nicht mehr, sondern der Plattenschläger Hans Benekenhorn. Vielleicht gehört hierher die Eintragung im Schoßbuch "Joist Wellighausen Tochter" 1610 bis 1614/15.

Im Jahre 1565 verzeichnen die Schoßbücher außer dem unten zu behandelnden Johann Welligehusen von der Hanslinie in der Bäckerbauerschaft noch einen zweiten Johann in der Osterbauerschaft. Ein dritter ist dann der als "snider" bezeichnete Johann Welligehusen, der 1561 Kauffahrt und Bürgerschaft und 1567 zusammen mit seiner Frau Luzie, der Tochter des Heinrich Brandes. die Braugilde gewann. Er wird in den Schoßlisten von 1566 an bis 1578 als in der Marktbauerschaft wohnend - vermutlich in der nachmals alten Nummer 199, jetzt Emmernstraße 12 - aufgeführt. Im Schoßbuch von 1582 ist er nicht mehr verzeichnet. Aber in der Liste von 1584 ist seine Frau zunächst noch eingetragen, dann dieser Eintrag durchgestrichen und dafür Antonius Tileken eingesetzt, der 1585 Bürger geworden ist. Johann Welligehusen, der Schneider, dürfte hiernach vor 1582, seine Witwe nach 1585 gestorben sein. Sein Name wird noch einmal genannt als Gerd von Campe am 19.Mai 1565 vor dem Gerichte des Vogtes in Hameln nach Entlassung aus der Haft Urfehde geschworen und Bürgen gestellt hat. Neben drei anderen nennt er als solchen "Johan Welligehusen den Snider".

Eine Metke Wellihausen hat 1593 nach Angabe des Bradebuches Kauffahrt und Bürgerschaft erworben als Vertraute eines Christoffer Michel. Sie erscheint einige Jahre später als mit 8 Mariengroschen ans Bonifaziusstift pflichtig für Land vor dem Neuen Tor und wird zum Jahre 1600 aufgeführt als "die Michelske, Christof Langewegs (Lesart ist fraglich) Witwe" und 1601 an derselben Stelle Metke Wellihausen nun Johann Eickmeiers. Zu 1602 bis 1604 heißt es Johann Eickmeier et uxor und 1605 und 1606 Johann Eickmeier (8)

Am 14. Dezember 1601 hat Hans Walthausen, ein Glaser, Kauffahrt und Bürgerschaft gewonnen. Im Hameler Kämmereiverzeichnisse wird er Wellihusen genannt und als Tag der Erwerbung des Bürgerrechtes der 16. Dezember vermerkt. Im übrigen wird er immer als Walthausen und als Glaser oder Gleseker aufgeführt. In den städtischen Schottbüchern begegnet man ihm bis 1628. Im Türkensteuerregister vom Jahre 1606 erscheint er zu drei Personen in der Bäckerstraße wohnhaft (9). Im Pestjahre 1626 hat er einen Sohn und eine Tochter verloren und zum 4.März 1629 führt die Liste der Begrabenen der Münsterkirche auf: "Hans Walthusen des Glasers Hausfrau". Auch 1630 hat er noch gelebt, da er in einer Liste von Bürgern verzeichnet steht, die an das Bonifaziusstift Geldzins zu zahlen haben (10). Aber 1632 wird "Hans Walthausen Glasers Kind" in der Schoßrolle genannt. Er hat zwei Wohnungen in der Bäckerbauerschaft gehabt: zunächst in der Bäckerstraße 33 und 1616 Wendenstraße 20. Wir begegnen ihm auch in den städtischen Kämmereirechnungen: 1625 erhielt "Meister Hans Walthausen Glaser" für Anfertigung der Fenster in der Schule und im neuen Gebäude 2 Taler 30 Groschen und 1632 ist auf seinen Namen ein Taler für die Fenster "in der Hauptleute Quartier" gebucht.

Es ist zwar nicht erwiesen, aber immerhin nicht ganz unwahrscheinlich, daß dieser Hans Walthausen ein natürlicher Sohn des Kanzlers Walthausen gewesen ist. Ein Wolfgang Walthausen nämlich, der ein unechter Sohn des Kanzlers und Organist in Idensen war hat im Jahre 1617 den Genuß einer ihm auf Lebenszeit zustehenden Pfründe auf den Sohn seines Bruders Hans Walthausen in Hameln, Jobst Hans mit Namen, überträgen (11). Damals lebten in Hameln außer dem nicht in Betracht kommenden Stadtvogt Hans und dessen Sohn Hans eben nur noch der Glaser Hans, von dem wir auch soeben gesehen, daß er einen Sohn gehabt hat. Zu einem Beweise reicht die Urkunde nicht aus. Abgesehen davon, daß es sich um eine Stiefbruderschaft handeln kann, ist doch auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß in Hameln noch ein vierter Hans zeitweilig gelebt hat, von dem keine Nachricht überkommen ist. Daß Beziehungen zur Familie von Walthausen bestanden haben, geht auch daraus hervor, daß "Meister Hans Walthausen, Bürger zu Hameln", einer der beiden Zeugen in Munzel war, als Jobst Andreas von Walthausen für den Zweck seiner Klage gegen das Stift Wunstorf wegen des Osterhofes im Januar 1625 vor Notar und zwei Zeugen eine Aussage aufnehmen ließ, und daß Jobst Andreas den "Meister Hans Walthausen" zur Eintreibung von Forderungen im Jahre 1627 bevollmächtigt hat (12).

Ein Brand Welliehausen wird zuerst genannt, als seine Frau Auguste Plagers im Jahre 1600 Kauffahrt und Bürgerschaft gewann. Am 24.November 1611 hat seine Vertraute Katarina Schours die Bürgerschaft gewonnen . Von 1606 bis 1615/16 führen ihn die Schoßbücher auf als in der Osterbauerschaft wohnend. Am 25.April 1611 nahm ihn die Stadt als Ratsbüchsenschützen an. Sein Vorgänger Tile Luder, ein alter Mann, solle die bisherige Besoldung zur Hälfte bis zu seinem Tode erhalten, dann Brand in das volle Gehalt der Stelle eintreten (13).

Nichts als den Namen Friedrich Wellihausen erfahren wir im Jahre 1630, als der Notar Johannes Bolenius im Auftrage des Syndikus Dr. Wilhelm Burchard Sixtinus dessen Einrede in Sachen des Wangelister Zehnten urkundlich aufnahm und ihn als Zeugen benannte (14).

Marei Wellighausen aus Welliehausen hat am 31. März 1630 Kauffahrt und Bürgerrecht erworben.

Katharina Lampe aus Pötzen, die Magd der Walthäusischen, hat am 4.Juni 1630 die Bürgerschaft gewonnen. Wegen langer getreuer Dienste hat ihr der Rat die Hälfte verehrt.

Marei Wellighausen von Hilligsfeld hat am 5.Dezember 1632 Kauffahrt und Bürgerschaft gewonnen zugleich für ihren Sohn Hans Paul. Die Eintragung ist dann aber durchgestrichen mit dem Vermerk: Diese hat die Bürgerschaft aufgekündigt.

Ilsabete Wellighusen aus Welliehausen war die Vertraute eines johann Ruefues des Jüngern und erwarb 1658 Kauffahrt und Bürgerschaft. Vorher war sie in Diensten bei dem Bürgermeister Johann Gerhard Reiche und bei dessen Vater gewesen, und weil sie sich treu und fleißig verhalten, wurden ihr aus Kostkens Testament 20 Taler bewilligt.

Ein Heinrich Welieghusen starb nach dem Garnisonkirchenbuch am 18.September 1715.

In den Akten eines Rechtstreites finden sich aus dem Jahre 1678 eine von einem "Rudolf Heinrich Walthausen, Gefreiten Korporal von des Herrn Hauptmanns Brand Kompagnie" unterzeichnete Beglaubigung (15). Dieser Rudolf Heinrich Walthausen war nach dem Kirchenbuch der Münsterkirche am 14.Oktober 1673 mit einer Magdalene Rüter (Reuter), Henning Rüters Tochter, getraut worden und ließ am 8.Februar 1674 eine Tochter Maria Elisabet taufen. Er ist wohl derselbe Rudolf Henrich Walthausen, der in einem Rechnungsbuche des Bonifaziusstiftes unter den Pflichtigen aufgeführt und in den Jahren 1702 bis 1711 eine Getreideabgabe zu entrichten hat (16). Am 26.September 1681 ließ der Sergeant Walthausen in der Münsterkirche einen Sohn Johann Jobst und am 14.Oktober 1684 der "Fendrich Walthausen" eine Tochter Anna Margarete taufen. Der "Fendrich" Walthausen wohnte nach einem Kopfsteuerverzeichnis von 1686 im Osterquartier mit Frau und Kindern, und in einem ebensolchen des Jahres 1689 wird er bezeichnet als "Gewesener Fendrich Walthausen", in allen diesen Angaben seit 1681 ohne Nennung seines Vornamens (17). Aber nach der gleichzeitigen Hamelschen Kopfbeschreibung von 1689 wohnte er bei seiner Schwiegermutter, der Witwe des Henning Reuter, einer siebenzigjährigen Büdnerin, und wird aufgeführt als "Schwiegersohn Fähnrich Friedrich Walthausen" mit Zahlung von Schutzgeld. So wird er auch 1699, 1708 und 1709 genannt, dabei einmal, wohl irrtümlich, als Gefreiter Korporal. Im Jahre 1703 ist er Bürger geworden und wahrscheinlich 1709 gestorben, denn 1710 wird seine Witwe als Relicta Fendrich Walthausen aufgeführt, ebenso 1724 in der Kämmereirechnung, nach der sie in der Nummer 311 in der Hummenstraße wohnte. Am 10.April 1725 ist "des Herrn Fenrich Walthausen seine Frau" begraben. Nach dem Garnisonkirchenbuch ist am 12.Januar 1711 Friedrich Walthusen gestorben, und 1733/34 werden Friedrich Walthausen Erben genannt. Wann seine Frau gestorben ist, wissen wir nicht. - Außer den oben genannten sind dem Ehepaar noch weitere Kinder geboren: am 25.November 1686 ist Sophia Margarete und am 16.Oktober 1689 Johann Heinrich getauft worden, beide in dem Kirchenbuche der Garnisongemeinde eingetragen als Kinder des Fendrich Walthausen; ferner 1695 Anna Eleonore, die nach ihrer Verheiratung mit Christian Röpke und nach Gewinnung von Kauffahrt und Bürgerschaft in der Kämmereirechnung von 1715 als "Fendrich Walthausen, eines Bürgers, Tochter" und einmal auch als "Friedrich Walthausen Tochter" bezeichnet worden ist.

Die Angaben dieser Zusammenstellung und ihre Beziehung auf eine Person müssen zu einer unlösbaren Verwirrung führen. Man hat wohl eine Lösung durch die Annahme versucht, daß der Name Friedrich überhaupt nur durch Irrelesung aus "Fendrich" entstanden sei. Durch Einsetzung des eigentlichen Namens Rudolf Heinrich wäre dann freilich die Verwirrung sofort gelöst. Aber es muß doch auffallen, daß alle Eintragungen des Namens Friedrich durch Verwechselung und Irrelesen veranlaßt sein sollten, auch in solchen Fällen, wo die Eintragungen auf mündlichen Angaben beruht haben werden oder wo Fähnrich und Friedrich nebeneinander stehen. Und schließlich: der oder ein Friedrich Walthausen wird schon zu einer Zeit aufgeführt, als er noch nicht Fähnrich war. Denn nach der Niederschrift über dievermessung von Länderei im Jahre 1676 wird unter den Eigentümern, Besitzern und Nutzern von Land auch Friedrich Walthausen aufgeführt und 1699 in der Kämmereirechnung mit 3 Morgen Land. Die Möglichkeit einer Lösung scheint daher allein gegeben durch die Annahme, daß es eben zwei Personen, einen Rudolf Heinrich und einen Friedrich Walthausen, gegeben hat, die beide Soldaten waren und beide eine geborene Reuter geheiratet haben.

Eine der oben genannten Töchter, Anna Eleonore Walthausen, heiratete 1715 einen Auswärtigen, Christian Röpke, der Kauffahrt und Bürgerschaft nach der Kämmereirechnung jenes Jahres und 1729 die Braugerechtigkeit erwarb. Die Frau wird bezeichnet als Friedrich Walthausen eines Bürgers Tochter und 1729 als Anna Eleonore Walthausen. Nach dem Kirchenbuche der Marktkirche ist ihnen 1720 ein Sohn Georg Anton Wilhelm und 1721 ein Sohn Christian Ludwig geboren. Der Vater wird hier als Schwertfeger bezeichnet. Die folgenden Kinder wurden getauft am 4.September 1729 Jobst Wilhelm, bei dem der "Schwager des Vaters", der Senator Jobst Wilhelm Walthausen, Gevatter gewesen, am 15.Februar 1733 Karl Wilhelm und am 23.Oktober 1735 Wilhelmine Margarete. Bei diesen beiden Kindern war die Frau des Senators Jobst Wilhelm Walthausen Patin. Nach der Kämmereirechnung von 1730 wurde Christian Röpke, der übrigens in seiner Kirchengemeinde zusammen mit dem Senator Walthausen Diakon war, das Haus Ritterstraße 8 zugeschrieben. Die beiden Eheleute sind im gleichen Jahre 1757 gestorben. Aus dem Nikolaikirchenbuche erfahren wir hierbei, daß die Frau 62, der Mann 74 Jahre alt geworden, sie also 1695 bezw. 1683 geboren waren. Der oben genannte, 1721 geborene Christian Ludwig Röpke heiratete 1757 Elisabet Greve und 1772 Anna Dorothea Gerhold von Rumbeck. Er hat auch später noch in Beziehung zur Familie des Senators Jobst Walthausen gestanden, denn in einem Streite der Stadt gegen die Erben des Senators und seiner Frau wegen rückständiger Servisgelder wird Christian Ludwig Röpke neben Mitgliedern der Familie Kleinschmidt als Erbe des Walthausenschen Ehepaares genannt (18).

Schließlich ist vielleicht auch eine Ilsabei Walthausen zu dem obigen Kreise der Rudolf Heinrich und Friedrich gehörig gewesen. Sie heiratete nach dem Kirchenbuch der Garnisongemeinde am 1.November 1705 einen Wilhelm Lieutenant, der Soldat in des von Zastrow Kompagnie gewesen ist.

Nach den Hameler Bürgerlisten waren zum 11.Juli 1731 eine Anzahl junger Bürger, d.h. Söhne von Bürgern zur Beeidigung vorgefordert und erschienen und unter ihnen auch Friedrich Heinrich Walthausen, ein Invalidensergeant. Er besaß ein Büdnerhaus, sein Vater war Bürger gewesen, seine Frau hieß Anna Katharina Thielen und war aus dem Amte Stolzenau gebürtig. Er wollte nicht schwören. Aber die Verschiebung seiner Vereidigung und die Androhung von 5 Taler Strafe hat ihn wohl doch dazu veranlaßt, denn er wird in den Akten über Kauffahrt und Bürgergeld im Jahre 1733 unter denen aufgeführt, die wegen Zahlung des Bürgergeldes noch in Rückstand waren. Er hatte bereits zwei Söhne, Johann Friedrich und Ludolf Heinrich, für die er am 20.Mai 1730 und am 21.Oktober 1732 Lehrverträge mit zwei Handwerksmeistern abschloß. Am 11.Dezember 1735 ließ er nach dem Kirchenbuch der Garnisongemeinde ein Kind Friederica Sophia taufen und am 17.März 1743 seine Frau und am 18.Mai darauf seine Tochter Sophia Charlotte beerdigen. Er wird im Eintrag von 1735 bezeichnet als Sergeant Walthausen, Invalide, und 1743 als der gewesene Sergeant und Invalide Friedrich Walthausen.

Bei dieser genauen Bezeichnung ist eine Verwechselung nicht möglich mit zwei Einträgen, die sich im dritten Bande der Münsterkirchenbücher befinden: "am 23.Juni 1740 ist Friedrich Welhusen seine Frau beigesetzt um Gottes willen" und "am 5. Januar 1742 ist Friedrich Wellhusen beigesetzt um Gottes willen".

Der Schluß dieser Zusammenstellung will nicht besagen, daß nicht noch einige weitere Personen des gleichen Namens in der Folgezeit in Hameln gewohnt haben. Aber eine Beziehung zur Familie ist, wie schon bei fast allen, die in diesem Abschnitt und vom 17.Jahrhundert an aufgeführt sind, nicht mehr erkennbar und nicht zu vermuten. Denn seit der Zeit des Kanzlers von Walthausen und seiner Vettern ist die weitere Geschlechterfolge ohne erhebliche Lücken durchaus verfolgbar.

Anmerkungen:
  1. Diese wichtigen Quellen befinden sich teils im Stadtarchiv in Hameln, teils als Verwahr der Stadt im Staatsarchiv zu Hannover, an letzterem Orte auch ein weiteres Schottbuch in Kal.Br.Des.8 (Hameln) Nr.10b.^
  2. Diese mühsamen Feststellungen verdankt die Walthausensche Familienforschung dem besten Kenner der Hameler Ortsgeschichte, dem Konrektor Meißel in Hameln. Die folgenden Angaben über Straßen und Hausnummern beruhen alle auf seinen Ermittelungen.^
  3. Hann.Des.75 Hameln G 3 Heft i i.^
  4. St.-A. Hannover, Depos. Hameln 743 und Kal.Urk. Hameln Nr.616; hierzu vermerkt Meißel: mutmaßlich auf der Dünst oder Zehnthof 4, Büdnerhaus, dann Emmernstraße 6, Brauhaus.^
  5. Hann.Des.94 Stift Hameln I Nr.8.^
  6. Kal.Urk. Hameln Nr.566 Ausfertigung. Abschrift in Hann.75 (Hameln) A 63 (Kopiar III 99 p).^
  7. Brade, Schoßrollen und Hann.Des.75 Hameln G 3. Nach Hann.Des.27 b R Nr.1393 Bd.2 S.25 ist ein Tonnies W. 1560 ohne Leibeserben verstorben. In den Familiengeschichtlichen Blättern von Dassel, Leipzig, 14.Jahrgang, Heft 6, wird in einem Aufsatz von Bünte: Eine Reichskammergerichtsakte a.d. 16.Jahrhundert als familiengeschichtliche Quelle zu 1560 ein Thomas Walthausen genannt. Hier liegt aber ein Lesefehler vor für Tonnies.^
  8. Hann.Des.75 Hameln G 3 Heft h h Corpus praebendae Lüninghausen.^
  9. Hameln, Museum, Türkensteuerregister.^
  10. Hann.Des.75 Hameln G 36.^
  11. St.-A. Hannover, Urk. des Stiftes Hameln.^
  12. Hann.Des.75 Hameln G 3 Heft g g; Des.81 Wunstorf XII Nr.3.^
  13. Stadtarchiv in Hameln, Knechtebuch.^
  14. Kal.Urk. Stift Hameln Nr.671.^
  15. Stadtarchiv in Hameln "Anna Maria Wesirumb gegen den Priester zu Hehlen".^
  16. Hann.Des.75 Harneln G 205.^
  17. Kal.Br.Des.19 XI L Nr.10 Bd.8 und Nr.17 Bd.6.^
  18. Vgl. Abschnitt 78 Anm.10. - Ende der Achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts starb der Rentner Wilhelm Röpke und 1900 dessen Frau Magdalene geb. Keese, welche ihr gesamtes Vermögen der Stadt Hameln vermachten. Dieser Röpke war ein unmittelbarer Nachkomme des oben genannten Christian Röpke. Sammlung in Bassenheim Meißel III 1920.^